Blasenschwäche bzw. Harninkontinenz

Harninkontinenz, umgangssprachlich auch Blasenschwäche genannt, ist eine häufige chronische Krankheit. Hierzulande sind, laut Stiftung Gesundheitswissen, über alle Altersklassen hinweg rund 13 Prozent der Bevölkerung betroffen.

Ratgeber Blasenschwäche bzw. Harninkontinenz

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Anja Lang Medizinjournalistin
In welchem Alter kann man mit einer Blasenschwäche rechnen?

Mit steigendem Lebensalter nimmt die Zahl der Erkrankten deutlich zu. In der Gruppe der über 60-Jährigen leiden bereits rund 23 Prozent an einer Harninkontinenz - in Pflegeeinrichtungen sind es sogar etwa 60 Prozent. Frauen sind von einer Blasenschwäche insgesamt häufiger betroffen als Männer.

Wie äußert sich eine Blasenschwäche?

Von einer Harninkontinenz oder auch Blasenschwäche spricht man, wenn der Urin nicht mehr zuverlässig gehalten werden kann und es dadurch zum unfreiwilligen Harnverlust kommt. Dieser Urinverlust kann bei einer leichten Blasenschwäche tröpfchenweise erfolgen. In schweren Fällen kann es aber auch zum Verlust einer kompletten Blasenfüllung kommen. 

Ursachen von Blasenschwäche 

Eine Blasenschwäche kann viele Gründe haben und grundsätzlich auch schon in jungen Jahren auftreten. Sie gilt aber in erster Linie als Erkrankung des Alters und wird deshalb vor allem bei Menschen im höheren Lebensalter beobachtet.

Die Ursachen einer Harninkontinenz können sehr unterschiedlich sein. Bei jüngeren Frauen liegt die Ursache einer Harninkontinenz vor allem an: 

  • einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur infolge von
    • Schwangerschaften
    • Geburten
    • aber auch Übergewicht

Zusätzliche Gründe für eine Blasenschwäche bei Frauen im mittleren bis höheren Alter sind unter anderem: 

  • Hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre, die sich negativ auf die Festigkeit der Haut sowie die Gewebespannung auswirken. 
  • Häufige Blasenentzündungen und Blasensteine, die zu einer chronischen Reizung der Harnblase mit Inkontinenz führen können. 

Die Blasenschwäche beim Mann tritt meist erst in mittleren bis späteren Jahren auf. Ursache hierfür sind häufig: 

  • Eine (meist gutartige) Vergrößerung der Prostata, die auf die Harnröhre drückt und den normalen Abfluss des Urins mechanisch behindert. 
  • Eine Prostatektomie, also eine operative Entfernung der Prostata, wodurch es zu einer
    • Schwächung des Beckenbodens kommen kann
    • Nerven und Strukturen verletzt werden können 
  • Eine Beckenbodenschwäche

Weitere mögliche Ursachen für eine Harninkontinenz sind außerdem:

  • Chronische Krankheiten, wie Demenz, Multiple Sklerose, Diabetes, etc. 
  • Querschnittslähmung
  • Hirnverletzungen
  • Angeborene Fehlbildungen, etc.
  • Starkes Übergewicht
  • Medikamente 

Formen der Harninkontinenz

Je nach Ursache und Erscheinungsbild wird eine Harninkontinenz in unterschiedliche Formen eingeteilt: 

  • Belastungsinkontinenz bzw. Stressinkontinenz:  Eine häufige Harninkontinenzform mit Urinverlust beim Lachen, Husten, Heben, Tragen, etc. 
  • Koitale Inkontinenz: Harninkontinenz mit ungewolltem Urinverlust beim Geschlechtsverkehr. 
  • Dranginkontinenz: Typisch für diese Urin Inkontinenz ist ein starker imperativer Harndrang mit plötzlicher Blasenschwäche.
  • Überlaufinkontinenz: Eine seltenere Form der Harninkontinenz, bei der die Blase nicht mehr vollständig entleert werden kann und damit ständig Urin in der Blase zurückbleibt.

Was kann ich tun gegen Blasenschwäche? Was kann man tun, um die Blase zu stärken? 

Viele Menschen mit Blasenschwäche leiden still. Einige versuchen sich mit selbstgemachten Vorlagen zu helfen. Leider funktioniert das in der Regel nur mit unzureichendem Erfolg. Denn Damenbinden, Stoffeinlagen oder flachgedrückte Socken können Urin nur in sehr begrenzten Maßen aufnehmen, fühlen sich nass an und können auch umnehme Gerüche nicht verhindern. Aus Scham ziehen sich viele Betroffene deshalb aus der Gesellschaft mit anderen immer mehr zurück.

Kann man Blasenschwäche heilen?

Eine Harninkontinenz lässt sich heutzutage sehr gut medizinisch behandeln und in vielen Fällen sogar heilen. Um eine fachgerechte Behandlung zu erhalten, ist es allerdings wichtig, sich einem Arzt anzuvertrauen. Das kann der Hausarzt oder die Hausärztin sein, ein Urologe oder eine Urologin. Bei Frauen kommt auch ein Frauenarzt oder eine Frauenärztin in Frage.

 Behandlung von Blasenschwäche

Für eine fachgerechte Harninkontinenz-Therapie müssen die jeweiligen Ursachen der Blasenschwäche genau ermittelt werden. Falls bestehende Erkrankungen für die Harninkontinenz verantwortlich sind, müssen erst diese behandelt werden. Oft stehen aber auch andere Ursachen, wie eine Beckenbodenschwäche oder bei Männern auch eine Prostatavergrößerung im Vordergrund. Für die Behandlung einer Harninkontinenz gibt es eine ganze Reihe an möglichen Therapien und Behandlungsmöglichkeiten. Dazu zählen unter anderem: 

  • Beckenbodentraining: Das ist ein spezielles Training der Beckenbodenmuskulatur, meist unter Anleitung eines Physiotherapeuten bzw. einer Physiotherapeutin.
  • Biofeedback-Training: Unterstützt das Beckenbodentraining mithilfe eines Biofeedbackgerätes, das die Muskelbewegungen im Beckenboden durch optische oder akustische Signale erfahrbar macht.
  • Elektrotherapie: Hier wird die Beckenbodenmuskulatur mit schwachen elektrischen Impulsen passiv stimuliert.
  • Hormonbehandlungen, wenn Östrogenmangel für die Harninkontinenz verantwortlich ist, z.B. mit östrogenhaltige Salben oder Zäpfchen.
  • Medikamente, z.B. Anticholinergika, zur Dämpfung der überaktiven Blasenmuskulatur bei Dranginkontinenz.
  • Operationen, z.B. Anhebung des Blasenschließmuskels, etc.
  • Hilfsmittel zur Inkontinenzversorgung, wie etwa spezielle Einlagen, Vorlagen, etc.

Hausmittel für Blasenschwäche

Zur Behandlung einer Blasenschwäche können unterstützend auch Hausmittel gut eingesetzt werden. Bewährt haben sich hier zum Beispiel:

  • Warmhalten der Beckenregion, z.B. mit einer Wärmflasche oder warmen Wickeln.
  • Wichtig ist auch die Füße stets warm zu halten und insgesamt darauf zu achten, dass der Körper nicht auskühlt.
  • Toilettentraining: verhaltenstherapeutische Maßnahme, um die Blasenhaltefunktion zu verbessern.
  • Schweres Heben sollte vermieden werden, da das den Beckenboden stark beansprucht.
  • Goldruten-Präparate helfen die Blase zu entspannen.
  • Cranberry-Produkte wirken entzündungshemmend und können das Anhaften von Bakterien an die Blasenschleimhaut verhindern.
  • Kürbiskerne können insbesondere bei Problemen einer Prostatavergrößerung unterstützend eingesetzt werden.
  • Blasentees helfen beim Spülen der Blase und dabei Entzündungen wieder loszuwerden. 

Welches Getränk bei Blasenschwäche?

Menschen mit Blasenschwäche neigen oft dazu wenig Flüssigkeit zu sich zu nehmen, weil sie Angst haben, dass sie dann leichter Urin verlieren. Das ist aber ein Trugschluss. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Wird nämlich zu wenig getrunken, führt das zu einer Konzentration des Urins. Das reizt die Blase und das Gefühl des Harndrangs wird damit noch weiter verstärkt. Trinken Sie deshalb ausreichend viel Flüssigkeit. Experten empfehlen als Faustregel etwa 2 Liter pro Tag. Trinken Sie über den Tag verteilt und möglichst nicht zu viel direkt vor dem Schlafengehen, damit Sie durchschlafen können. Am besten geeignet, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, sind:

  • Stilles Wasser
  • Alternativ können Sie auch leichte Saftschorlen trinken
  • Auch zuckerfreie Tees sind empfehlenswert. 

Meiden sollten Sie hingegen Getränke, die die Blase reizen. Dazu gehören:

  • Kaffee
  • Alkohol
  • Zucker- und kohlensäurehaltige Getränke, wie Limo und Cola
  • Sehr säurehaltige Getränke, wie reine Fruchtsäfte

Welche Lebensmittel sollte man bei Blasenschwäche meiden?

Auch die Art der Ernährung kann sich auf eine Harninkontinenz auswirken. Achten Sie möglichst auf eine gesunde, vollwertige und ballaststoffreiche Kost, die nicht bläht und einen regelmäßigen Stuhlgang unterstützt.

Meiden sollten Sie dagegen Lebensmittel, die die Blase reizen. Dazu gehören Speisen, die:

  • Viel Schärfe enthalten (Chili, Pfeffer, etc.)
  • Sehr säurehaltig sind (Orangen, Zitronen, etc.)
  • Blähend wirken (Kohl, Bohnen, etc.)
  • Viele „leere“ Kalorien enthalten und damit Übergewicht fördern.
  • Stopfend wirken (Schokolade, stark industriell verarbeitete Lebensmittel, etc.)

Hilfsmittel bei Blasenschwäche

Ergänzend zu den bereits genannten Therapieformen gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Inkontinenzprodukten, die Patienten und Patientinnen mit Inkontinenz dabei helfen können sich in jeder Situation trocken und sicher zu fühlen. Dazu gehören:

Inkontinenzprodukte auf Rezept

Inkontinenzprodukte werden ab einer mittleren Inkontinenz von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell bezuschusst. Um diesen Zuschuss zu erhalten, benötigen Sie ein entsprechendes Rezept vom Arzt, das Sie direkt bei uns einreichen können.

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